Beschreibung
Das HILDEGARD-ORATORIUM zeigt im Untertitel mit dem Zitat „Klänge des Lichts”, wie visionär die Theologie dieser Mystikerin des Mittelalters war. Es ist überwältigend, wie hier im patriarchischen 12. Jahrhundert eine Frau auf dem Gebiet der Musik, Lyrik und Philosophie tätig war, die mit ihren Texten in eine archetypische Tiefe von großer Magie und Sogwirkung vorzudringen wusste. Statt verengter religiöser Sicht überraschen die Hildegardschen Texte durch eine Universalität und kulturenumgreifende Zeitlosigkeit. Inhalte vermitteln sich über die Musikalität und den Wortklang der lateinischen Sprache. „Posaunenklang vom lebendigen Licht” – so hat sie ihre eigene Person einmal bezeichnet: Wie die Posaune nur ihren Klang gibt, selbst aber nicht wirkt, aber ein anderer in ihr atmet, so sieht sie sich auch in ihren Gesängen als Werkzeug Gottes selbst.
Die Vertonung versucht der Zeitlosigkeit dieser Texte gerecht zu werden, indem einer modernen Tonsprache alte Instrumente wie Gambe und Laute zugesellt werden. Die Musik selbst bedient sich umstandslos aller Sprachmittel der vergangenen tausend Jahre europäischer Musikgeschichte, um in jedem der sechs Teile den poetischen Gehalt plastisch werden zu lassen. Dieser bleibt auch bei einer Aufführung mit modernem Instrumentarium erhalten.
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